Sieben Minuten nach Mitternacht (Patrick Ness)

Inhalt: 


"Es ist sieben Minuten nach Mitternacht. Wie jede Nacht erwartet Conor den Alptraum der ihn quält, seit seine Mutter unheilbar an Krebs erkrankt ist. Doch diesmal begegnet er einem Wesen, das seine geheimsten Ängste zu kennen scheint, ein Wesen, das uralt ist und wild und weise. Und schon bald begreift Conor, dass es der einzige Freund ist, der ihm in den Stunden der Not zur Seite steht. Denn er wird zerrissen von der einen Frage, die er nicht einmal zu denken wagt. Darf er seine Mutter, die er über alles liebt, loslassen? Oder muss er es sogar, um nicht selbst verloren zu sein?"






Meine Meinung:


Puuh
..eine Geschichte über einen kleinen Jungen der seiner Mutter mit einer unheilbaren Krankheit beim Sterben zusehen muss - ich muss gestehen, dass ich, also ich "Sieben Minuten nach Mitternacht" (im Englischen "A Monster calls") in den Händen gehalten habe, wirklich am zweifeln war, ob das eine Geschichte ist, die ich "mal eben so" lesen könnte - ohne danach tagelang ein emotionales Wrack zu sein.

Zum Glück kann euch diese Sorge direkt vorweg nehmen, denn "Sieben Minuten nach Mitternacht" ist in erster Linie nicht einfach nur tragisch, sondern stellt viel mehr eine tiefgründige Geschichte dar, die sich mit dem Umgang von Verlust, Angst, aber auch Offenheit und Einbindung von Kindern, bei ernsten Themen wie dem Tod, auseinandersetzt. Insgesamt war es für mich ein Buch, das mich eher zum Nachgrübeln, also zum hemmungslosen Schluchzen, angeregt hat. 

Mit seinen etwas mehr als 200 Seiten, war das Buch für mich ein richtig guter "Kurzausflug", denn durch den angenehmen Schreibstil versinkt man geradezu in der Geschichte, sodass ich, ehe ich mich versah, das ganze Buch an einem Stück verschlungen hatte. 


"Wer ich bin?, wiederholte das Monster, immer noch brüllend. Ich bin das Rückgrat, auf dem die Berge ruhen! Ich bin die Tränen, die die Flüsse weinen! Ich bin die Lunge, die den Wind atmet! Ich bin der Wolf, der den Hirsch, der Habicht, der die Maus, die Spinne, die die Fliege tötet! Ich bin der Hirsch, die Maus und die Fliege, die gefressen werden! Ich bin die Schlange der Welt, die ihren eigenen Schwanz verschlingt! Ich bin alles Ungezähmte und Unzähmbare! Er sah Conor direkt in die Augen. Ich bin die wilde Erde selbst und ich bin deinetwegen hier, Conor O´Malley."



Die Idee des Monsters, das Conor bedrängt und ihn mit seinen Geschichten während der schwersten Phase der Krankheit seiner Mutter begleitet, fand ich einfach genial. Die Idee dahinter und die Beschreibung des Monsters klingen einfach eins zu eins, wie aus dem Munde eines kleinen Jungen und das hat es für mich viel realitätsnaher gemacht. 

"Es gibt nicht immer einen Guten. Genauso wenig, wie es immer einen Bösen gibt. Die meisten Menschen sind irgendwas dazwischen."

Trotz all der Vielfältigkeit des Buches muss dennoch gesagt werden, dass der Grundkern der Geschichte schon sehr ergreifend und tragisch ist, und dass, zumindest zum Ende hin, kein Auge trocken bleiben wird. Die drückende und düstere Atmosphäre der Geschichte selbst begleitet uns dabei durchgehend.

"Geschichten sind wilde Wesen, sagte das Monster. Wer weiß, was für Unheil sie anrichten können, wenn man sie loslässt?"

Diese wird auch noch einmal durch die vielen schaurigen und gleichzeitig schönen Illustrationen untermalt, die mir in dem Buch am allerbesten gefallen haben. Die Darstellung des Monsters ist einfach sehr gelungen mit in das Buch eingebunden und macht das Gnze nicht nur zu einem tollen Leseergebnis, sondern auch zu einem kleinen Augenschmaus. Besonders toll fand ich dabei, dass einige der Bilder tatsächlich den Schrecken des jungen Conor wiedergeben - man spürt praktisch wie überwältigt und z.T. überfordert unser junger Protagonist ist.

Einen letzten tragischen "Schliff" erhält das Buch noch durch die Entstehungsgeschichte des Romans selbst, denn Patrick Ness hat hier eigentlich die Romanidee von Siobhan Dowd aufgegriffen und vervollständigt, welche selbst - bevor sie den Roman fertig stellen konnte - an Krebs gestorben ist. 


"Du schreibst die Geschichte deines Lebens nicht mit Worten, sagte das Monster. Du schreibst sie mit Taten. Es ist nicht wichtig, was du denkst. Wichtig ist nur, was du tust."


Fazit:

Insgesamt war ich sehr beruhigt, dass "Sieben Minuten nach Mitternacht" kein Buch war, in dem ich jede Sekunde des Lesens weinen musst, sondern im Gegenteil auch sehr amüsante und philosophische Passagen erleben durfte. 

Mir hat das Buch super gefallen und ich bewerte es daher mit

9/10 Punkten


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