Rezension zu Circe (Madeleine Miller)

Inhalt: 


Circe, Tochter des Sonnengottes Helios, mächtigster der Titanen. 
Lange Zeit lebte die Nymphe Circe im Palast ihres Vaters, ohne besondere göttliche Gaben, oder Aussehen. Unglücklich und einsam, interessierte sie sich schon immer für die Welt der kurzlebigen Sterblichen. Bis sie eines Tages entdeckt, dass sie sehr wohl magische Kräfte in sich trägt: Sie ist eine Hexe. 

Als Zeus sich von ihren Kräften bedroht fühlt, wird Circe auf die Insel Aiaia verbannt. Umgeben von wilden Tieren perfektioniert sie ihre magischen Kräfte und Kreuzt in ihrer Verbannung die Wege vieler berühmter Figuren aus alten Mythen und Sagen, wie dem Genie Daedalus und seinen Sohn Ikarus, dem blutrünstigen Minotaurus und schlussendlich dem listigen Odysseus. 

Doch nicht jede Sage ist immer so ruhmreich und episch wie sie erzählt wird und Circe lässt uns hautnah, unverblümt und ehrlich daran teilhaben. 

Meine Meinung: 


Circe von Madeleine Miller war mal wieder ein absoluter Coverkauf. Ich finde diese Schnörkel und Blumen überall einfach wahnsinnig schön und die auffällige, glänzende Farbe sieht dazu sehr edel aus, weshalb ich immer noch total verliebt in das Design bin! 

Der Inhalt des Buches hat mich dagegen insgesamt etwas überrascht, denn der Schreibstil ist wahnsinnig nah an dem der alten Sagen. Zwischendurch hatte ich beinahe das Gefühl ich würde ein weiteres Werk von Homer in der Händen halten! Dabei ist das ganze trotzdem etwas lockerer und angenehmer zum lesen, da die Geschichte von Circe in der Ich-Perspektive erzählt wird und man so tatsächlich näher an der Handlung ist.
"But in a solitary life, there are rare moments when another soul dips near yours, as stars once a year brush the earth. Such a constellation was he to me."
 
Das Geschehen im Buch hat mir ebenfalls gut gefallen, wobei ich es besonders spannend fand, die alten Sagen die man hier und da schon einmal aufgeschnappt hat, oder evtl. komplett gelesen hat, hautnah miterleben zu können. Dass die Autorin hier nicht unnötig ausschmückt und auch einmal das brutale, grausame, oder ganz einfach die Emotionen mit bestimmten Handlungssträngen mit einbringt, hat das ganze noch interessanter für mich gemacht, da ich sonst bei den alten Überlieferungen meist eine sehr starke Distanz empfunden habe. 
 

"Odysseus' favourite pose had been to pretend that he was a man like other men, but there were none like him, and now that he was dead, there were none at all. All heroes are fools, he liked to say. What he meant was, all heroes but me. So who could correct him when he erred?"

Ergänzend hat es mir sehr gut gefallen, wie ehrlich hier bestimmte Überlieferungen interpretiert wurden. Was macht eine 20-jährige (ungewollte) Reise mit einem Odysseus? Nimmt er es hin und kommt Heim, als wäre nichts gewesen? Wie konnte so ein Wesen wie der Minotaurus entstehen und was für Motive standen dahinter (eine Geschichte die ich übrigens mehr als..abstoßend fand :D)? Was bewegt eine "Frau" wie Circe dazu, alle Männer die ihre Insel betreten, direkt in Schweine zu verwandeln? 

Ich habe nach diesem Buch einfach das Gefühl viel näher an den alten Sagen zu sein, und diese auch mal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Auch wenn das viel eigene Interpretation der Autorin ist, so hat sie sich doch zu einem gewaltigen Teil sehr authentisch an die Originalüberlieferungen gehalten. Und hey, das meiste in den Originalsagen (wenn nicht sogar alles) ist ja auch ausgedacht. 

 "He showed me his scars, and in return he let me pretend that I had none."

Ein Punkt den ich allerdings  bemängeln muss, ist dass sich die Handlung in der Mitte etwas zieht und nur etwas schleppend vorankommt. Außerdem kann man nicht immer direkt Nachvollziehen was Circe als nächstes plant, oder sie antreibt, weshalb sie noch ein bisschen distanziert bleibt.

Fazit: 


Mir hat Circe durch den poetischen Schreibstil sehr gefallen, wobei Handlungstechnisch nicht ganz viel überraschendes passiert ist. Trotzdem war das Leseerlebnis aufgrund der ehrlichen Interpretation wirklich spannend. Dadurch, dass sich die Handlung in der Mitte etwas zieht, ziehe ich ein paar Punkte ab. 

Ich bewerte das Buch also mit 8/10 Punkten!

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